Auf dem Interministeriellen Ausschuss (IMA) wurden die Entwicklung der Handelsbeziehungen mit Usbekistan betrachtet und mit den Sachverständigen ein Blick in die Zukunft geworfen. Seit dem Präsidentenwechsel 2016 ist unter Präsident Schawkat Mirsijojew eine deutliche Öffnung der usbekischen Wirtschaft zu beobachten. Mit dem Transformationsprozess im bevölkerungsreichsten Land Zentralasiens ist der Außenhandel und damit auch das Deckungsvolumen der Exportkreditversicherungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zu den deutschen Exportgütern zählen vor allem Maschinen und Anlagen, überwiegend für den Textilsektor (ca. 60 %), aber auch für Beton, Speiseöl, Glas, Saatgut, Folien, Getränke und Druck.

Erwartung an künftige Exportgeschäfte
Von großer Bedeutung für den internationalen Handel ist das bankbesicherte Geschäft: Es macht 94,6 % der „hermes-“abgesicherten Einzeldeckungen aus, die sich jedoch nur auf wenige usbekische Banken beziehen. Wünschenswert für mehr Exportgeschäft wäre die Erweiterung der in Exportgeschäfte involvierten Banken. Mit Blick in die Zukunft äußerten die Sachverständigen beim Interministeriellen Ausschuss die Erwartung, dass künftig auch Geschäfte ohne Bankbesicherung abgeschlossen werden könnten, sodass das Thema „Corporate Risk“ an Bedeutung gewinnen dürfte.

Zögerlicher Trend in Richtung Privatisierung
Der usbekische Bankensektor unterliegt mit einer Staatsbeteiligung von 85 % weiterhin großem staatlichen Einfluss. Nach Angaben der usbekischen Zentralbank befinden sich von den 32 am Markt aktiven Banken 4 im Staatsbesitz, weitere 9 von 15 Aktienbanken haben überwiegend staatliche Anteilseigner. Lediglich 7 Privatbanken sowie 6 ausländische Banken sind am Markt tätig. Der Privatisierungsprozess für staatliche Banken ist u.a. vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ins Stocken geraten.

Stärkung der lokalen Wertschöpfungskette
Unter Präsident Mirsijojew hat das Verbot des Exports nicht weiterverarbeiteter Baumwolle zur Stärkung der lokalen Wertschöpfungskette geführt. Zudem hat unterstützt die Öffnung des Marktes für ausländische Investitionen den großen Modernisierungsbedarf der Wirtschaft und den Aufbau der textilverarbeitenden Industrie, was zu einer deutlichen Stärkung der lokalen Wertschöpfungsketten beiträgt. Deutsche Textilmaschinen sind wegen ihrer Qualität sehr geschätzt. Trotz dieses Wettbewerbsvorteils verweisen die Sachverständige im Interministeriellen Ausschuss auf die Konkurrenz aus China und von türkischen Anbietern.

Herausforderungen für die usbekische Wirtschaft
Das BIP-Wachstum ist vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in 2020 deutlich eingebrochen, aber wieder auf einem guten Weg. Größte Herausforderung für die usbekische Wirtschaft ist die hohe Abhängigkeit von Russland, dem wichtigste Handelspartner Usbekistans zusammen mit China. Infolge des Angriffskriegs Russlands reduzieren sich Heimatüberweisungen usbekischer Gastarbeiter, die sich auf 7 % BIP belaufen. Auch Exporte nach Russland sind infolge verhängter Sanktionen rückläufig.

Quelle:
AGA-Report 329 vom 24.05.2022