Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen gravierenden Auswirkungen auf den Außenhandel bestimmten auch im Monat Juni die praxisorientierte Verbandsarbeit. Da rutscht die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie ins Abseits. Die Sanktionen gegenüber Russland werden immer engmaschiger, so dass Geschäfte – insbesondere im Ersatzteilgeschäft und auf Basis von Altverträgen – nach und nach zum Erliegen kommen. Die an die Geschäftsstelle herangetragenen exportkontrollrechtlichen Sachverhalte mit Russlandbezug münden oftmals in der Empfehlung, sich entsprechenden Rechtsbeistand einzuholen. Die Komplexität der EU-Verordnungen in den einzelnen Sanktionspaketen lässt einfache Antworten trotz sorgfältiger eigenverantwortlicher Prüfung von Geschäftsvorfällen nicht mehr zu. Während sich immer mehr Unternehmen aus Russland zurückziehen, nimmt die Bedeutung der zentralasiatischen Länder Kasachstan und Usbekistan sprunghaft zu. Die jüngst vom Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft durchgeführte Unternehmerreise nach Kasachstan zeigte das Kooperationspotential zwischen deutschen und kasachischen Unternehmen auf. Weitreichende politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen der Regierung begünstigen ein Engagement deutscher Unternehmen vor Ort. In diesen Kontext fällt u.a. die Neujustierung von Transportrouten, die uns Außenhändler vor große Herausforderungen stellt. Nach Schätzungen des Branchenverbandes Trans-Caspian International Transport Route Association (TITR) wird der Güterumschlag durch Zentralasien und den Kaukasus – unter Ausschluss russischen Territoriums – in diesem Jahr um das Sechsfache ansteigen.

Im Hinblick auf die Energieversorgung wird uns vor Augen geführt, wie gefährlich eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Ländern sein kann. Auch mit Blick auf China müssen Deutschland und die EU unabhängiger werden. Politik und Wirtschaft müssen sich neu ausrichten. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat in einem Fachaufsatz dargelegt, dass Deutschland und die EU auf Basis wertschöpfungsbezogener Handelsdaten der OECD immer abhängiger von China werden. Für uns Außenhändler steht daher die Diversifizierung in Form der Erschließung zusätzlicher Absatz- und Beschaffungsmärkte in der Region auf der Agenda. Der Grad der Politisierung von Außenhandelsgeschäften nimmt unvermindert zu, anstelle uns einfach das Geschäft unter Einhaltung von Recht und Gesetz machen zu lassen.

Nicht nur zu den oben genannten Themen standen wir im Gespräch mit unseren Mitgliedsunternehmen. Im Fokus der Veranstaltungsreihe „After Trade Club (ATC) Fokus Digital“ stand am 23.06.2022 das Thema Unternehmensnachfolge und Nachwuchsförderung. Der damit verbundene Erfahrungsaustausch und Input gab einen guten Einblick in Strategien, wie ein Generationenwechsel auf der Geschäftsführungsebene erfolgreich gestaltet werden kann. Einen Bericht hierzu finden Sie im Newsletter sowie auf unserer Internetseite. Der nächste ATC FOKUS Digital findet am 15.09.2022, 16:00 Uhr bis 16:30 Uhr zum Thema Risikomanagement im Außenhandel statt.

Kommen Sie gut durch den Sommer und bleiben Sie zuversichtlich und wachsam. Freuen Sie sich mit uns auf das nächste reguläre Mitgliedertreffen im Rahmen des After Trade Clubs (ATC) am 04.08.2022 in der Spoerl Fabrik in Düsseldorf.

Andreas Mühlberg, Geschäftsführer

Redaktionsschluss, 28.06.2022