Auf der diesjährigen Auswärtssitzung des Interministeriellen Ausschusses (IMA) für Exportkreditgarantien in Augsburg gab Jürgen Klöpffer, CFO MAN Energy Solutions Einblicke in ein Unternehmen, das sich in einer Transformation befindet und Lösungen für Technologien entwickelt, die für eine weltweite Dekarbonisierung benötigt werden.

Als Maschinenbauunternehmen verfügt MAN über eine 250-jährige Ingenieurstradition: bereits 1924 präsentierte MAN auf dem Werksgelände in Augsburg den weltweit ersten Fahrzeug-Dieselmotor mit Direkteinspritzung. Heute treiben die für die Dekarbonisierung neu entwickelten Technologien das Wachstum an.

Dekarbonisierung ist der Treiber
Unter der Überschrift „Moving Big Things to Zero“ treibt MAN Energy Solutions Lösungen für die Dekarbonisierung voran. Wobei sich das Unternehmen auf die sogenannte „deep decarbonization“ konzentriert – also jene Industrien, für die eine direkte Elektrifizierung keinen Lösungsansatz bietet: z. B. die Emissionsreduzierung in der globalen Schifffahrt, die Bereitstellung von Prozess- und Fernwärme über Großwärmepumpen und Lösungen für technisch nicht zu vermeidende Emissionen der Industrie.

Ein geeignetes Verfahren zur Reduzierung von CO₂-Emissionen in die Atmosphäre könnte beispielsweise die Abscheidung von unvermeidbarem Kohlenstoffdioxyd aus industriellen Prozessen und deren dauerhafte Speicherung in z.B. unterirdische Lagerstätten – sogenannte CCS (Carbon Capture Storage) – sein.

Bereits im Jahr 2024 werde im norwegischen Zementwerk Brevik mit dem weltweit ersten CCS-Projekt im industriellen Maßstab jährlich 400.000t CO₂ abgeschieden und zur dauerhaften Einlagerung transportiert. Mit dem Ziel die CO₂-Emissionen um 50 % zu verringern.

In der dänischen Hafenstadt Esbjerg entsteht derzeit die erste MAN ETES Wärmepumpen-Anlage. Sie wird ein Kohlekraftwerk ersetzen und künftig 25.000 Haushalte emissionsfrei mit Fernwärme versorgen.

Alternative Kraftstoffe
Nach Aussagen von Klöpffer werden Verbrennungsmotoren weiterhin benötigt, u.a. für Hochseeschiffe – und daher bedarf es alternativer Kraftstoffe. Nach der Umstellung von Schweröl auf Flüssiggas (LNG) bei Verbrennungsmotoren würden derzeit Lösungen entwickelt, um Schiffe auf Basis von Methanol und ab 2024 auf Basis von Ammoniak betreiben zu können. Entscheidend dafür sei aber nicht nur die Motorentechnologie, sondern auch die Verfügbarkeit des grünen Kraftstoffs sowie die Infrastruktur in den Häfen.

Dreiklang der weltweiten Energieversorgung
Für den Bau von Kraftwerken in Amerika, Europa, Asien-Pazifik und Mittlerer Osten sind für Klöpffer drei Faktoren ausschlaggebend:Dekarbonisierung, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Mit europäischer Brille stehe die Dekarbonisierung ganz klar im Fokus. In Regionen, in denen es primär um Versorgungssicherheit und den Aufbau von Elektrizität gehe könnte der Fokus aus den unterschiedlichsten Gründen auch künftig noch auf den konventionellen Verfahren liegen. Auch der Faktor Wirtschaftlichkeit sei entscheidend: das ökologisch beste Angebot helfe nicht, wenn sich kein Investor für die Herstellung von Wasserstoff finde. Es gelte in diesem „Dreiklang“ einen überzeugenden Business Case für die Kunden darzustellen, der auch im Sinne des Klimaschutzes nachhaltig sei.

Zukunftsmusik: Globale Kreisläufe für grüne Kraftstoffe
Auf Wasserstoff basierte grüne synthetische Kraftstoffe könnten zu wettbewerbsfähigen Kosten insbesondere in wind- und sonnenreichen Regionen produziert werden. Daher müssten wir künftig, so Klöpffer, die Wertschöpfungskette für grüne Kraftstoffe in globalen Kreisläufen denken.

Theoretisch könne ein Kreislauf in Katar mit dem Elektrolyseverfahren beginnen, wo zum einen viel erneuerbare Energie durch Wind und Sonne zur Verfügung steht, die für die Gewinnung von Wasserstoff genutzt werden und zum anderen im Power-to-Gas-Verfahren synthetisches LNG hergestellt werden könne. Mit der entsprechenden Infrastruktur ließe sich das Produkt anschließend in die Abnahmeländer transportieren. Dort wiederum könnte CO2 in industriellen Prozessen abgeschieden und dann per Rücktransport dem Elektrolyseverfahren in Katar wieder zugeführt werden. Die CO₂ Abscheidung und Elektrolyse gingen somit global Hand in Hand.

Quelle:
AGA-Report Nr. 330
Juli 2022