Die Auswirkungen des Krieges auf die Ukraine stehen weiterhin im Fokus unserer Verbandsarbeit. Nahezu täglich informieren wir unsere Mitgliedsunternehmen über die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen in diesem furchtbaren Krieg, sei es per Rundschreibendienst oder in Form von Ad-hoc Webinaren.

Die explosionsartig gestiegenen Energiekosten sind in allen Lebensbereichen spürbar und die bestehenden Wirtschaftssanktionen entfalten bereits ihre Wirkung. Die Sanktionen bleiben sehr komplex, so dass stets eine unternehmensbezogene Betroffenheitsanalyse durchgeführt werden sollte. Ganz wichtig ist es, dass betroffene Unternehmen bei bestehenden Geschäftsbeziehungen Rücksprache mit ihren Banken und Sparkassen halten, da der Zahlungsverkehr aufgrund der Teil-Abkopplung vom SWIFT-System kaum bzw. gar nicht mehr möglich ist.

Besonders beratungsintensiv sind die Außenhandelsgeschäfte, die unter die Allvertragsregelung fallen. Streckengeschäfte sind hier ein gutes Beispiel und anwaltlicher Rat ist oftmals unumgänglich. Die in Kraft getretenen EU-Verordnungen, einschließlich der Aktualisierungen, waren selten so hoch wie in diesen Tagen. Die deutsche Zollverwaltung hat inzwischen jedoch eine konsolidierte Fassung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 des Rates vom 17.03.2014 eingestellt, die zur Beurteilung exportkontrollrechtlicher Sachverhalte im Unternehmen dienen. Im Einzelfall kann die Kontaktaufnahme mit dem Zoll vor dem Versand sinnvoll sein, um zeitliche Verzögerungen an der Außengrenze zu vermeiden. 

Inzwischen sind die Probleme in den Lieferketten gravierend. Es werden immer mehr Fabriken in der Ukraine geschlossen, so dass Vorprodukte nicht mehr in die EU zur Weiterverarbeitung geliefert werden können, mit der Folge, dass die Produktion in mehreren EU-Staaten eingestellt werden muss. Darüber hinaus wird uns aus dem Mitgliederkreis berichtet, dass viele Transportrouten nicht mehr nutzbar sind. So werden russische Häfen, mit wenigen Ausnahmen, nicht mehr angesteuert. Der Bahnverkehr entlang der Seidenstraße scheint hingegen zu funktionieren. Die Luftfracht ist stark eingeschränkt und Ware per LKW aus den Nachbarländern Russlands zu transportieren ist im Moment sehr risikobehaftet. Jetzt macht sich verstärkt der LKW-Fahrermangel bemerkbar.

Wir stehen daher weiterhin in einem ständigen Dialog mit den relevanten Bundesministerien und tauschen uns innerhalb unseres Verbandsnetzwerks mit kooperierenden Verbänden aus. In den anstehenden Arbeitskreisen Außenhandelsfinanzierung, Exportkontrolle und Zoll werden wir Handlungsempfehlungen ausarbeiten, die wir unseren Mitgliedsunternehmen mit an die Hand geben. Abseits vom Kriegsgeschehen verlieren andere Themen keinesfalls an Aktualität. So erreichten uns spezielle Fragen, u.a. zum Thema Senegal, Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und zum komplexen Thema Sustainable Financing.

Wir werden unsere Mitgliedsunternehmen auch weiterhin zielsicher durch diese Herausforderungen navigieren.

Andreas Mühlberg

Geschäftsführer              

 

Redaktionsschluss, 22.03.2022