Aus dem AHV NRW Magazin: Neue Beschaffungsmärkte
Neue Beschaffungsmärkte
Potenzial für den europäischen Außenhandel nutzen
Text: Dr. Julia Bellinghausen
Fotos: IPD
Partner des Außenhandels: Entwicklungs- und Schwellenländer
Europäische Importeure stehen vor großen Herausforderungen. Die aktuelle Entwicklung auf den Märkten zeigt die Bedeutung eines diversifizierten Beschaffungsmanagements. Gerade Entwicklungs- und Schwellenländer können interessante Alternativmärkte sein, um Lieferengpässen entgegenzuwirken.
Aktuell ist das Import Promotion Desk (IPD) in 21 Ländern tätig: Ägypten, Äthiopien, Brasilien, Côte d’Ivoire, Ecuador, Ghana, Indonesien, Kambodscha, Kenia, Kolumbien, Madagaskar, Marokko, Nepal, Peru, Senegal, Südafrika, Sri Lanka, Tansania, Tunesien, Ukraine und Usbekistan. In all diesen IPD-Partnerländern steckt großes Potenzial für europäische Unternehmen. Sie sind interessante Beschaffungsmärkte für eine Vielzahl an Exportprodukten.
Als Initiative der Importförderung unterstützt das IPD europäische Importeure beim Sourcing, prüft das Angebot mit Blick auf EU-Standards und bringt Einkäufer mit professionellen Partnern zusammen. So kann die europäische Wirtschaft das Potenzial der Entwicklungs- und Schwellenländer nutzen und ihr eigenes Handelsnetzwerk ausbauen sowie eine Risikostreuung vornehmen.
Aksara Kencana Putra auf der Biofach
Erweitertes Angebot des IPD
Seit 2024 ist das IPD auch in Brasilien, Kambodscha, Senegal, Südafrika und Tansania aktiv. Mit den neuen Partnerländern baut das IPD sein Angebot bei natürlichen Zutaten für Lebensmittel, Pharmazie und Kosmetik, frisches Obst und Gemüse sowie Schnittblumen aus.
Zudem erweitert das IPD sein Portfolio: Beim neuen Angebot nachhaltiger Fisch & Meeresfrüchte steht die Nachhaltigkeit im Fokus. Mit dem Bereich IT-Outsourcing baut das IPD sein Engagement im Dienstleistungssektor aus und erweitert seine Zielgruppen.
Enge Zusammenarbeit der Außenhandelspartner
Als Mitglied im Netzwerk „Partners in Transformation – Business & Development Network“ intensiviert das IPD seine Arbeit an der Schnittstelle von Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaft. Im neu gegründeten Netzwerk bündelt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seine Programme für Wirtschaftsakteure. Der Fokus liegt auf der sozialen, ökologischen und nachhaltigen Wirtschaftstransformation in den Partnerländern, der Einbindung der Wirtschaft in Deutschland und Europa und der engen Zusammenarbeit der Außenhandelspartner.
Ein Schwerpunkt des IPD ist die Vorbereitung der Produzenten aus den IPD-Partnerländern auf die Anforderungen des EU-Marktes. Bereits beim Sourcing achtet das IPD-Team darauf, dass die Produzenten im IPD-Programm die EU-Standards erfüllen, seien es rechtliche Normen, Einfuhrbestimmungen oder Qualitätsstandards. Zudem bietet das IPD Exporteuren maßgeschneiderte Informationsangebote und Trainings an und berät sie im gesamten Prozess des Qualitätsmanagements und bei der Zertifizierung ihrer Produkte. Beim „Matchmaking“ auf Fachmessen, Beschaffungsreisen etc. werden Importeure dann gezielt mit Unternehmen zusammengeführt, die die Anforderungen an Qualität, Mindestmengen und Logistik erfüllen und zuverlässig arbeiten.
Auf diese Weise legt das IPD die Basis für nachhaltige Handelspartnerschaften zwischen Unternehmen aus IPD-Partnerländern und Europa.
Anforderung Nachhaltigkeit
In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen mit Blick auf Nachhaltigkeit und transparente Lieferketten stetig gestiegen. Getrieben durch den gesellschaftlichen Wandel und sich ändernde formale Vorgaben ist Nachhaltigkeit für die Nachfrageseite eines der zentralen Themen unserer Zeit. Entsprechend richtet sich auch das IPD als nachfrageorientiertes Projekt danach aus. Das Ziel ist es, die Unternehmen in den Projektländern durch Schulungen und Coachings dazu befähigen, den Nachhaltigkeitsanforderungen des EU-Marktes gerecht zu werden.
Ein Schwerpunkt liegt auf ökologischen Nachhaltigkeitskriterien, aber es zeigt sich wie zum Beispiel am Lieferkettengesetz, dass auch die soziale Nachhaltigkeit in internationalen Handelsbeziehungen an Bedeutung zunimmt. In seinen CSR-Trainings vermittelt das IPD ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit und zeigt die Bedeutung von verantwortungsvollem unternehmerischem Handeln auf.
In den Trainings informieren Experten die Unternehmen sehr konkret über die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Marktanforderungen mit Blick auf Umwelt- und Sozialstandards. Die Einhaltung von sozialen Mindeststandards in der Lieferkette, wie Arbeitnehmerrechte, Arbeitsschutz und Mitbestimmung, ist zum Beispiel ein Thema. Zudem geht das IPD-Team im Detail auf branchen- und länderspezifische Umstände ein, die Einfluss auf nachhaltiges Verhalten haben können. Die Unternehmen werden veranlasst, ihre Wertschöpfungsketten zu prüfen, Risiken zu identifizieren und einen Action Plan zu entwickeln, der individuell auf ihre Situation zugeschnitten ist.
Einkäuferreise Schnittblumen nach Kenia
Absatzmarkt Europa
Europa ist für viele Unternehmen in den IPD-Partnerländern der klar definierte Zielmarkt. Die Unternehmen bereiten sich auf die Anforderungen des europäischen Marktes vor und das IPD-Team unterstützt sie dabei. Auch Exportförderorganisationen orientieren sich Richtung europäischer Markt. Hier sind wir als IPD aktiv, um beim Aufbau nachhaltiger Strukturen zur Exportförderung mitzuwirken. Die EU hat global gesehen sehr hohe Ansprüche – auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Viele Produzenten in Entwicklungs- und Schwellenländern stellen sich dieser Herausforderung. Darin liegt eine große Chance für europäische Unternehmen, die sie ergreifen sollten. Tun sie das nicht, könnten sich Unternehmen aus Entwicklungs- und Schwellenländern anderen Märkten zuwenden.
Der Direkthandel mit Unternehmen aus dem IPD-Programm bietet die Möglichkeit, sich eng auszutauschen, die Geschäftsbeziehung gemeinsam zu definieren und Anforderungen – mit Blick auf Nachhaltigkeit – zu entwickeln. Der Aufwand lohnt sich für beide Seiten, denn es entstehen gewinnbringende, nachhaltige und stabile Geschäftsbeziehungen. ◀
Dr. Julia Bellinghausen
Leiterin des Import Promotion Desk (IPD)
IPD – Import Promotion Desk
c/o sequa gGmbH
Alexanderstraße 10
53111 Bonn
T +49 228 90 900 810
bellinghausen@importpromotiondesk.de
www. importpromotiondesk.de
Dieser Artikel ist auch im AHV NRW Magazin 2024 zu finden oder Sie können den Artikel hier als PDF herunterladen: