Am 10.05.2022 fand im Rahmen des After Trade Clubs (ATC) ein virtuelles Mitgliedertreffen statt. Axel Hebmüller, Vorsitzender des AHV NRW e. V., begrüßte die Teilnehmer – insbesondere Herrn Gregor Wolf, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Exporthandels (BDEx) und Stellv. Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) – herzlich zum digitalen ATC.

Herr Wolf gab in seinem Bericht aus Berlin und Brüssel einen Rundumschlag zu aktuellen außenwirtschaftspolitischen Themen und ging dabei u.a. auf die eng verzahnte Zusammenarbeit mit dem AHV NRW e. V. ein.

Im Fokus seiner Ausführungen standen die geopolitischen Verwerfungen, die den Außenhandel immer stärker belasten. Vorrangig ging es dabei um den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und damit einhergehend um die Auswirkungen auf Warentransporte und die Abwicklung von Altverträgen. Die Gefahr einer Nahrungsmittelkrise in einzelnen Staaten, wie z.B. in Nordafrika, ist real.

Es ist eine Erosion der regelbasierten Handelsordnung zu beobachten. Der Trend geht in Richtung „national first“. Das Zurückfallen in eine nationalstaatliche Außenwirtschaftspolitik gefährdet die Wohlstandsgewinne, die in den letzten Jahrzehnten realisiert werden konnten und hunderte Millionen Menschen aus der Armut befreit haben. Auch der Abschluss neuer Freihandelsabkommen scheint immer unwahrscheinlicher, wenn schon die Ratifizierung des EU-Freihandelsabkommen mit Kanada, einem der wichtigsten Wertepartner der EU, durch Deutschland nicht gelingt. Kanada ist reich an Rohstoffen und verfügt weltweit über die meisten Freihandelsabkommen.

Die WTO bleibt aufgrund einer fehlenden Reform handlungsunfähig, so dass Handelskonflikte nur noch schwer gelöst werden können.

In Ergänzung dazu verursachen lokale Lockdowns aufgrund der noch nicht überwundenen Corona-Pandemie massive Störungen in den Lieferketten. Auch hier gab es einen Einblick, wie der BGA, BDEx gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen auf der politischen Ebene Maßnahmen auslotet, um gegen explodierende Frachtpreise vorgehen zu können. Aus dem Teilnehmerkreis wurde bestätigt, dass Warentransporte über die Seidenstraße weiterhin möglich und durchführbar sind.

Weitere Themen waren u.a. der Status Quo zum europäischen Gesetzgebungsverfahren eines Lieferkettengesetzes in Form einer Richtlinie. Ein Positionspapier hierzu wurde unter Einbindung der Mitgliedsunternehmen erarbeitet, was bei den weiteren Beratungen in den EU-Ausschüssen als überaus hilfreiche Grundlage dient. Ferner wurde über die Extraterritorialität als Handelshemmnis diskutiert. Neben den USA greifen Russland und die VR China mit eigenständigen Gesetzen in das Marktgeschehen ein und Unternehmen erleben immer häufiger sich widersprechender Gesetzgebungen in unterschiedlichen Ländern. In den vielen Diskussionsbeiträgen ging es ferner um Praxisbeispiele, wie sehr die Bürokratie Personal in den Unternehmen bindet. Auch hier versuchen AHV NRW und BDEx/BGA auf allen Ebenen Abhilfe zu schaffen.

Der digitale Austausch und die damit einhergehende Diskussion war sehr intensiv und für alle Beteiligten wertvoll.

Der nächste ATC findet am 02.06.2022, dann wieder in Präsenzform, statt.